Wingfoilen und Camping in Sardinien
Sardinien ist – nach Sizilien – die zweitgrößte Insel im Mittelmeer und unter Wassersportlern wie auch Sonnenanbetern sehr beliebt. Drum fahren wir mit zum Wingfoilen und Camping nach Sardinien.
Die Insel bildet mit den kleinen vorgelagerten Inseln die Autonome Region Sardinien. Die Region hat eine Fläche von 24.090 km² und zählt 1.630.474 Einwohner (Stand 31. Dezember 2019). Viele Sarden sprechen noch etwas Sardisch, eine Sprache, die zur Familie der romanischen Sprachen gehört. Im öffentlichen Leben dominiert jedoch heutzutage nur das Italienische.
Anreise
Mit einem bei paulcamper geliehenen Alkoven starten wir am Freitag, den 13. Mai 2022, in Richtung Sardinien. Gemeinsam mit Freunden tuckern wir gemächlich gen Süden mit einem Zwischenhalt am Gardasee, um die Nachtfähre von Livorno am Samstag zu nehmen. Das Einparken auf der Fähre ist übrigens ein echtes Erlebnis, stehen wir doch wirklich direkt hinterm Bug.
Das Unterhaltungsprogramm auf der Fähre ist selbst im Mai’22 noch eingeschränkt; der Pool hat kein Wasser, doch zumindest hat die Bar auf und verkauft Snacks und ähnliches.
Nach einbrechender Dunkelheit zieht es einen dann doch unter Deck in die 4er Kabine und das sanfte Brummen der Dieselmotoren wiegt uns in den Schlaf. Am nächsten Morgen ist nach dem Wecken gerade noch Zeit für eine Dusche und das Frühstück, um dann die Einfahrt nach Golfo Aranci zu geniessen.
Wingfoiling und Camping
In Sardinien angekommen zeigt sich, dass Wingfoiling und Camping eine ideale Kombination darstellen.
Tancau
Wir fahren im Uhrzeigersinn um die Insel. Erster Stop ist ein kleiner Campingplatz im verschlafenen Tancau. Neben der Il Gabbiano Bar Pizzeria und direkt am Strand gelegen geniessen wir hier die ersten Tage unseres Urlaubs. Die mitgebrachten Fahrräder kommen bei diversen Touren entlang der malerischen Küste zum Einsatz, denn die Windausbeute ist aktuell eher mau.
Weiter geht’s gen Süden mit einem Zwischenhalt am Strand Spiaggia Di Feraxi.
Von dort führt ein Feldweg zu verlassenen Buchten mit dem für Sardinien typischen grün-blauen Meer. Hier kommt man sich wirklich wie in der Karibik vor. Wunderschön! An der Stelle sei angemerkt, dass die Distanzen auf der Karte in der Regel überschaubar sind, doch die Strassenführung (und Qualität) aus 80 oder 100km Distanz eher eine zweistündige Fahrt machen. So kommen wir abends in Porto Pino im Südwesten von Sardinien an. Auf einem staubigen Parkplatz stehen wir die kommenden Tage für Umme, haben es nicht weit zum Strand und hoffen auf Wind. Und siehe da, endlich können wir unser Geraffel auspacken und aufs Wasser.
Sant’Antioco
Nur einmal über eine schmale Verbindungsstrasse weiter liegt die Halbinsel Sant’Antioco. Hier findet sich erneut ein Stellplatz für sehr wenig Geld direkt an der Marina. Das dortige Restaurant bietet leckeres Essen und der Ort lädt zum Bummeln ein.
Lieber beim Campingplatz sparen und dafür lecker essen!
Chris M.
Der Wind hat nämlich wieder nachgelassen und wir holen die Fahrräder raus. Die Tour zur nördlichen Spitze Calasetta führt uns in den Fährhafen und dem Überbringer nach Carloforto – ein Ort auf der Nachbarinsel, die für ihre angeblich rosafarbenen Flamingos bekannt ist. Nun ja, wir finden die Flamingos in der Lagune unmittelbar zum Ort, doch so richtig rosa sind die nicht. Mit der Nachmittagsfähre geht es wieder zurück, weil in der Dunkelheit wollen wir nicht die windigen Strassen fahren.
In der Hoffnung auf mehr Wind kehren wir im Windsurfing Club Sa Barra auf der Insel Sant’Antioco ein. Der Weg dorthin ist gerade mit einem Camper ein echtes Abenteuer. Super enge Feldwege mit Bäumen und Schilf bremsen uns auf Gänsemarsch-Tempo herunter. Doch es hat sich gelohnt. Der Campingplatz ist eine echte Surferenklave mit coolen Leuten mit einem gemeinsamen Interesse: Wassersport. Doch leider ist die Windausbeute erneut eher mäßig. Selbst unsere mitreisenden Sardinienprofis sind ziemlich ratlos ob der schlechten Windverhältnisse im Mai.
Der nördliche Teil der Insel
Der Zenit unseres dreiwöchigen Urlaubs ist leider längst überschritten und wir arbeiten uns in Richtung Norden vor. Eine Position auf unserer Aufgabenliste müssen wir noch abhaken. Das Einkehren in einem typischen Agriturismo. Die Wahl fiel auf „La Cerra Tempio Pausania“ und war ein absoluter Glücksgriff! Von der Strasse führt ein Feldweg über eine kleine Kuppe in ein verwunschenes Tal mit der Anlage. Abseits von der Zivilisation – zumindest gefühlt – liegt das liebevolle gepflegte Anwesen. Hier bleiben wir 2 Nächte und nutzen die Zeit tagsüber für einen Fahrradausflug. Ziel ist ein nahegelegener See, wobei der Begriff „naheliegend“ ein dehnbarer Begriff ist. Hinzu kommen Berge und Täler, die der Tour de France nahekommen. Während es auf dem Hinweg nur bergab geht, kann man ahnen was es für den Rückweg bedeutet. Dirk plagen bereits auf dem Hinweg Rückenschmerzen und bricht ab. Nur um in das nächste Abenteuer zu geraten. Ohne Handy und mit einer Anweisung für eine Abkürzung geht es los.
Konsequenterweise haben die drei den exakt selben Weg genommen und genau meine Gedanken gehabt. „Hier ist er nicht durch, er ist wieder zurückgefahren.“ Nach den Strapazen haben wir uns das fantastische Abendessen aug dem Bauernhof redlich verdient.
Urlaubsvideo
Saragosa und der Norden
Der Campingplatz ist ein erneut ein typischer Windsurfspot. Ja, und es hat auch Wind, was man leider auch am Wetter merkt. Vorbei der strahlend blaue Himmel. Nach 2 Tagen Wingfoiling bricht der letzte Tag auf Sardinien an. Für uns die Gelegenheit auf eigene Faust den Teil der Insel zu erkunden.
Wir brechen früh zum Kap Testa auf. Die Fahrt dorthin führt vorbei an Wäldern und rundgelutschten Steinformationen. Der Norden der Insel ist offensichtlich anders als der Süden und schon haben wir einen Grund gefunden, hier nochmal hinzufahren. Das Kap selber ist ein idealer Ausflugspunkt für windfreie Tage, egal ob man in Saragosa oder Porto Pollo steht. Letzteres ist das Windsurf-Mekka von Sardinien. Eine kleine vorgelagerte Halbinsel mit einem schmalen Sandstrand der die Bucht in zwei teilt. Hier haben Profis und Anfänger ideale Bedingungen. Die Infrastruktur vor Ort ist vollends auf Surfer ausgerichtet, angefangen vom Materialverleih bis zu „hang loose“ Atmosphäre in den Restaurants.
Die Costa Smeralda ist das Nobelviertel der Insel. Hier suchen wir uns eine schöne Ecke und genießen die letzten Sonnenstrahlen bevor die Dämmerung einbricht und wir wieder auf die Fähre müssen. Insgesamt war dieser erste Ausflug auf die Insel Sardinien schöner als wir es uns vorgestellt haben. Unglaubliche Strände, verwunschene Dörfer und ein Leben, dass gefühlt halb so schnell verläuft wie in München. Aber ist das nicht immer so im Urlaub?