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Yangon, Myanmar

Rangun (offiziell Yangon) ist eine Stadt in Myanmar mit rund 5 Millionen Einwohnern und somit die größte Stadt und das industrielle Zentrum des Landes. Bis zum Jahr 2005 war Rangun die Hauptstadt Myanmars; der Regierungssitz wurde dann nach Naypyidaw verlegt.

Anreise

Der erste Eindruck von Myanmar ist das nagelneue Flughafengebäude, während die Landebahn eher den Erwartungen entspricht. Beim Gepäckband sprechen wir Mitreisende wegen einer gemeinsamen Taxifahrt an und es stellt sich heraus, dass alle im selben Hostel schlafen. Was ein Zufall!

Das Hostel Backpacker Bed&Breakfast nahe des Flusses und der Sule Pagode ist in einem 8 stöckigen Gebäude untergebracht. Die meisten Zimmer besitzen keine Fenster und die Raumluft ist entsprechend. Die Klimaanlage sorgt alleine für frische Luftzufuhr, vermutlich sollen die 16 Grad einen Kälteschock auslösen, der vom Geruch ablenken soll. Zumindest im 2. Stock ist die Flurhöhe ca. 155cm und es scheint so, als hätte man eine zusätzliche Zwischenetage eingezogen.

Das gemeinsame Abendessen mit 7 Personen gestaltet sich schwierig. Die Essensvorlieben und -Prämissen gehen auseinander, vor allem im Angesicht der Auswahl: Maden, Insekten und undefinierbare Zutaten gepaart mit Speisekarten in reinstem Birmanesisch erschweren die Auswahl. Eine westliche Bar scheint hier der Ausweg, doch 2/3 der Speisen auf der Karte sind nicht erhältlich. Abgesehen davon ist ein Burger nicht wirklich passend für Asien.

Die Stadt Yangon

Die Pläne vom Vorabend werden direkt umgesetzt und die erste Erkundung der Stadt gemeinsam gestartet. Eine kleine Runde durch die Stadt, vorbei an der Sule Pagode bis zum Hafen. Dabei zeigt sich die Stadt in einer gewöhnungsbedürftigen Vielfalt. Neue Gebäude – teils Wolkenkratzer – wechseln sich mit alten, fast historisch anmutenden Gebäuden ab. Dazwischen regelmäßig übelst verschimmelte und doch bewohnte Bauten, bei deren Anblick Mitleid mit den armen Bewohnern aufkommt.

Der eine Teil der Gruppe macht Mittagsschläfchen, der andere Teil setzt nach Dala über. Ich gehöre zur ersten Gruppe und nicke im Aufenthaltsraum auf Plastikcampingstühlen ein. Nur 1.5 Std später – gegen 16 Uhr – brechen wir erneut auf, um die wohl heiligste Pagode des Landes – vielleicht sogar des buddistischen Glaubens – in der Abenddämmerung zu bewundern: Schwedagon.

In der Tat ein beeindruckendes Bauwerk. Ein riesiges Areal mit 4 Zugängen (Nord, west,…) in dessen Zentrum eine wie üblich mir Blattgold besetzte Pagode ragt. Flankiert von zahlreichen Türmchen und kleineren Pagoden, angesiedelt auf einer kleinen Anhöhe. Daneben verblasst die Sule Pagode bei uns ums Eck tatsächlich.

Von dort steuert die Gruppe ein Restaurant aus dem Reiseführer an, was sich in einem Viertel voller Restaurants befindet. Das ist auch auffällig. Alles wirkt geballt, so produzieren die Handwerker in der Straße des Hostels auf der Länge von über einem Block ausschließlich Werbeschilder. Das erinnert mich irgendwie an Hanoi, Vietnam. 
Rund um Yangon verlaufen Gleise der lokalen S-Bahn, hier nennt sich das dann “Circle train” und kostet ca. 300kyat für die  3 stundige Fahrt. Das Tempo ist sehr gemächlich, so dass lokale Händler sogar während der Fahrt vom Zug abspringen und bei einem anderen wieder drauf. Entlang der Gleise bietet sich immer wieder ein kurzer Einblick in den Lebensalltag der unteren Schicht der Birmanesen. Diese leben in einfachsten Wellblechhütten mit Freiluftdusche in Form eines gemauerten Wassertank, plus einer simplen Kochstelle. Während in der ersten Welt der Zivilisationsmüll – hauptsächlich bestehend aus Plastik – gesammelt und an einem Ort fern der Innenstädte oder Wohnsiedlungen gebracht wird, tritt hier mit voller Wucht die Verschwendung zu Tage. Verstärkt durch mangelndes Bewusstsein für geregeltes Müllmanagement , von Wiederverwertung ganz zu schweigen.

Twante/ Dala

Die beiden Orte liegen im Ayeyarwady Delta und sind mit der Passagierfähre aus Yangon erreichbar. Schon alleine wegen der Fährfahrt lohnt sich das Übersetzen. Die Geräschkulisse der Birmanesen ist für europäische Ohren einfach ungewöhnlich – nicht unangenehm, sondern es passt zum Gewusel dieses Landes.

Direkt am anderen Ufer liegt Dala. Ein kleines traditionelles Fischerdorf, wo das Fährdock Zentrum ist.  Hier warten zahlreiche Taxis, Pickups, Mopeds und Fahrradrikschas auf Kunden. Die Preise sind wie in Thailand Orientierungshilfen, mehr nicht. Die Rundfahrt in der Rikscha geht zuerst nur mit einer Person für 8000kyat, während Einheimische munter zu zweit an uns vorbeigefahren werden. Danach sind es 8000 für 2 Personen. Zum Preis von 4000 starten wir die Tour. Gleiches gilt für die lohnende Fährt zum Schlangentempel, bzw. Twante. Für die Hinfahrt zu dritt auf einem Moped zahlen wir 8000kyat, die Rückfahrt im Taxi gibt es für 4000; Angebot und Nachfrage.

Dala ist ein noch sehr ursprüngliches Fischerdorf, wo die Leute noch traditionell leben. In unseren Augen heißt das verarmt. Was sich bereits in Yangon andeutete, ist auch hier der Fall: die Stadt hat ein massives Müllproblem, vor allem Plastik liegt überall umher, um nicht auch zu sagen schwimmt. Myanmar leidet wie eigentlich alle südostasiatischen Länder und die USA an der Tütenplage. Wie wie alle wissen verrottet das Zeug im Grunde nicht und landet irgendwann im Ozean und über die Fische wieder bei uns auf dem Tisch.

Apropos Fisch: die Fütterung von ebensolchen gehört wohl zu einer Attraktion. Wie bereits auf der Kanaltour in Bangkok betont auch hier der Rikschafahrer den Halt am kleinen Teich neben der Hauptstraße. Erwähnung finden auch die Schulen und das Krankenhaus. Der schöne Gesang der Grundschüler begleitet uns noch eine Weile und zaubert unwillkürlich ein Lächeln ins Gesicht. Trotz der einfachen Lebensumstände sorgen sich die Familien um eine Ausbildung. Das gemeinsame Singen hebt sicher das Gemeinschaftsgefühl; was die smartphoneverseuchten Prinzesschen in Europa sicher mit einem Augenrollen quittieren.

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Leider ist ein Stop nicht drin. Zu gerne hätte ich mich da einfach mal dazu gesetzt.

Im Hafen von Dala beginnt die Suche nach einem Fortbewegungsmittel gen Twante. Am Sportplatz für eine Sportart als Mischung aus Fußball und Volleyball findet sich ein hilfsbereiter Birmanese, der tatsächlich unaufdringlich Hilfe anbietet. Das Abenteuer zu Dritt auf einem kleinen Moped startet mit mir als Sandwich. Nach 2-3 km ist auch eine Regelung für das nur eine Paar Fußrasten gefunden; ich als Sandalenträger darf mich auf die Schuhe stellen.

Nach weit über der Hälfte der Strecke liegt der Schlangentempel leicht abseits vom der Hauptstraße. Mittig im See ruht die Stupa, die sternförmig aus allen Himmelsrichtungen über Stege erreichbar ist. Dort füttern Mönche die Schlangen mit Milch. Aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten bleibt uns die Rasse verborgen, aufgrund der Größe tippe ich auf Würgeschlangen. Nur wenig weiter backt ein Kleines Dorf Blumenvasen und Trinkschalen aus Ton. Mit einfachsten Mitteln entstehen hier Produkte für den Export zu 7000kyat/ Stück. Es wäre doch zu interessant zu wissen, zu welchem Preis die dann letztlich irgendwo im Handel landen!? Die Stadt Twante mit seinen 122000 Einwohnern liegt quasi um die Ecke. Außer uns latscht hier heute kein Weißer umher. Den Blicken der Kinder nach zu urteilen, kommt das auch nicht allzu oft vor. Gegenüber vom Markt zutscheln wir an einem kalten Getänk und beobachten in Ruhe das Geschehen, als plötzlich ein Hefeteigkloss auf dem Tisch steht. Die Füllung aus Hühnchen und Gewürzen schmeckt lecker. Als dann aber ein Gewitter anrollt, suchen wir ein Taxi zurück zum Hafen und kommen auch trockenen Fußes ins Hostel. Nach kurzer Verschnaufpause kaufen wir Nachtisch in Chinatown ein und beobachten völlig fasziniert die Blitze über der Stadt und dem Fluss im 8.Stock auf der Dachterasse. Das Spektakel dauert locker eine Stunde und erhellt die Stadt für Sekunden taghell. Gespenstisch, aber wunderschön.

Am vorerst letzten Tag bleibt noch Zeit für den Besuch des Kandawgyi Sees inmitten der Stadt. Der ist bei Liebespaaren angeblich besonders beliebt. Vor Ort versteht man das auch. Die Holzstege entlang des Sees, die liebevolle manekürten Bäume und die Springbrunnen inmitten dieser grünen Oase lassen die Grossstadt drumherum vergessen. So wie wir die Zeit vergessen und schnell mit dem Taxi gen Hostel und dann zum Flughafen eilen.

Fazit der ersten Tage

Ich habe noch nie ein Land bereist, dass eine Zeitdifferenz von einer halben Stunde aufweist. Das macht das Umrechnen schwierig; dank der Weltzeituhr im iPad geht es aber. Klingt nach einem 1. Weltproblem? Im Angesichts des Zustands von Myanmar ist es das auch. Die Gesellschaft lebt auf sehr niedrigem Niveau, gefühlt wie Thailand in den 90er. Einzig die Anzahl der Autos ist deutlich höher. Der Zustand der Gebäude ist mitunter erschreckend, ebenso die Geschäftstüchtigkeit der Einwohner. Marktwirtschaft wird hier gelebt und der weiße Tourist zahlt quasi für alles das x fache, auf der Fähre nach Dala zB ganz offiziell 10x!

Die roten Spuren auf Bürgersteig und Straße erinnern vermeintlich an blutige Unfälle, doch handelt es sich hierbei um die rote Spucke nach dem Kauen der Betel  Nuss. Diese Volksdroge benebelt ein wenig, macht auf Dauer aber die Birne weich und die Zähne unsichtbar. Ich versuche im Laufe des Urlaubs ein Lachen zu fotografieren. (siehe auch Mikronesien).

Die Buddha Tempel (Pagoden) unterscheiden sich in Höhe der Zipfelmütze und deren Anzahl. Allerdings ist Schwedagon schon etwas besonderes und trotz der LED Beleuchtung der unzähligen Buddha Statuen kommt so etwas wie Anmut auf. Demut wohl eher vor dem ganzen Blattgold auf den Dächern, so verwundert es auch nicht, dass Myanmar zu den größten Goldabnehmern weltweit gehört!


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