Inle See, Myanmar
Anreise
Asianwings fliegt aus dem alten Terminal ab. In einer alten Bombardier geht es in den Norden. Der empfängt uns mit angenehmen 25 Grad auf einem kleinen Provinzflughafen. Die etwa 40 minütige Taxifahrt bietet als einzigen Höhepunkt einen Bahnübergang mit Eisenbahnschienen, die faktisch direkt vor dem wartenden Zug verlegt werden. Die Zeit ist hier nicht nur um eine halbe Stunde verschoben.
Nyung Shwe
Nach der schlechten Erfahrung in Yagon wirkt die Anlage des Hotel Brilliant am Ende des Ortes Nyaungshwe am Inle See wie das Paradies. Die Eigentümerin begrüßt uns mit frischem Fruchtsaft und der Rucksack wird sogar auf das Zimmer getragen. Das Personal ist freundlich und bietet Service aus Leidenschaft! Ja und das Zimmer hat wieder Fenster, ein süß dekoriertes Bett plus Balkon. Dort vernaschen wir den Früchteteller vom Hotel plus das Sandwich von Asianwings. Zumindest bis die Mücken kommen.
Einfache Fahrräder verleiht das Hotel kostenlos für einen Ausflug in die Stadt. Lediglich die Seerumdfahrt wird berechnet. Auf der sehr spartanisch gezeichneten Karte führt die Runde nach dem Dorf am See entlang. Doch schon nach wenigen 100m ist Schluss. Um zu den heißen Quellen zu gelangen, radelt man bis zu den Bergen und biegt dann gen Süden ab. Die Quellen entpuppen sich als 3 Pools, eingelassen in ein hölzernes Pooldeck – zumindest sieht es so auf der Werbung am Platz aus. Bei schwüler Hitze sind heiße Quellen vielleicht doch nicht so verlockend, abgesehen von 10$ Eintritt. Direkt nebenan verkaufen Händler unter anderem Kokosnüsse, hm lecker. Im nächsten Ort buchen wir eine Fähre, besser gesagt ein Longtail, gemeinsam mit einem anderen Päarchen, das wir vor einer Schule entlang des Wegs kennengelernt haben. Die Fahrt quer über dem See vermittelt den ersten Eindruck vom Leben der Seebewohner in ihren Stelzenhäusern. Am Rand wachsen Gemüsesorten ordentlich im Reih und Glied angeordnet im Sumpf, während auf dem See die berühmten Fischer ihrer Arbeit nachgehen. Maing Thauk gegenüber vermittelt noch deutlicher das Leben am See. Der Kapitän setzt uns kurz vor einem Regenguss am Steg ab, wo wir in einer kleinen Hütte Unterschlupf suchen. Von dort kann man bereits den Tempel im Hang erkennen, der eine gute Sicht auf das Tal bieten soll. Der Aufstieg ist beschwerlich, vor allem mit klapprigen Rädern und leider wird die Anstrengung nicht vollends belohnt. Das trübe Wetter einerseits und Strommasten plus Vegetation andererseits trüben die Sicht.
Als nächste Station steht der Winzer am See auf dem Plan. Hier ziehe ich mich raus. Dunkle Wolken, aufziehende Dämmerung und keine Leidenschaft für Wein. Stattdessen beim Lesen entspannen. Beim Abendessen versichern mir die 3, dass es sich nicht wirklich gelohnt hat. Der Wein schmecket wohl eher mäßig, wobei wir nicht klären konnten, was es für klimatische Voraussetzungen für guten Geschmack gibt?!
Wer den Inle See besucht, muss eine Bootstour machen. Obacht bei dem Preisen! Die Hotels sowie einige Reiseveranstalter buchen Touren, die mitunter allerdings deutlich teurer sind, als wenn man selber an den Hafen geht. Bei uns sollte die Tour im Hotel 18.000kyat pro Person kosten und im Hafen gibt es dafür bereits ein Boot für 4 Personen. Die Tour dürfte sich kaum von den anderen unterscheiden: schwimmende Märkte/ Plantagen, Weberei, Tempel, Zigarrenproduktion, Volk der langen Hälse und das Katzenkloster.
Am heutigen Tag ist leider kein Markt. Letztlich schauen wir uns den Gemüseanbau an und landen am gleichen Ort wie gestern (Ostseite). Erwähnenswert sind natürlich die Fischer auf dem Weg dorthin. Direkt nachdem das Boot den nördlichen Sumpfbereich verlassen hat, kommen mehrere dieser traditionellen Fischer in Sicht und eine eingeübte Choreographie beginnt. Unser Führer drosselt die Geschwindigkeit und die Fischer machen Figuren wie kleine dressierte Äffchen. Danach Klammern sie sich ans Boot und verlangen Fotogebühren. Der verpasste schwimmende Markt soll wohl von einem herkömmlichen Markt ausgeglichen werden. Im Eingangsbereich lauern die üblichen Händler mit Touri-Nepp auf uns. Der Markt selber scheint authentisch.
Die Weberei liegt ganz am Ende des Sees. Wir geraten mitten in einen Wetterumschwung und knattern ca 20 Minuten durch strömenden Regen. Zwar fallen die Temperaturen nicht so stark, wie es in D der Fall ist, aber aufgrund der Höhe und des Sees ist es merklich kühler. Am Ende bleibt festzuhalten, dass weben eine echte Scheissarbeit ist. Aus Fäden der Lotusblume zieht eine Frau täglich 20m echten verarbeitbaren Faden, oder 1kg/ Monat. Die Arbeiter an den Webstühlen sind indes nicht besser dran. Man kann die Industrialisierung direkt beobachten, da man erkennt wie Maschinen das schneller und besser können, als der Mensch.
Tempel und Kloster kann man sich getrost schenken. Beides bietet absolut nichts besonderes. Der Besuch bei den Zigarrendrehern hingegen ist eine Abwechslung. Zum Einen riecht der Tabak wirklich richtig gut, zum Anderen versichern mehrere Raucher den guten Geschmack der Produkte. Hingegen ist der Anblick der langhälsigen Frauen eher von Mitleid geprägt. Die Zur Schau Stellung der Familie (Oma, Mutter, Tochter) erinnert irgendwie an einem Zoo, aber auch die schlichte Tatsache, dass die Frauen bis zu 25 Ringe um den Hals tragen und deshalb auf 2 Kopfkissen schlafen müssen. Letztlich züchtet diese Tradition eine Behinderung heran. Ohne die Stütze bräche denen sofort das Genick!
Zurück in der Stadt gegen 14:30 Uhr bestellen wir ein spätes Mittagessen und ziehen u s jeweils in die Hotels zurück. Schließlich geht heute Abend der Nachtbus nach Mandalay. Alle Vorurteile werden übrigens erfüllt: es ist saukalt im Bus, die Sitze entsprechen Business Class Niveau der Lufthansa vor 10 Jahren (Kompliment) und es gibt sogar ein einfaches Essen beim ersten Stop.
Bildergalerie
Nachtrag
Eines Abends laufen wir die Straßen entlang und schauen dabei natürlich auch mal durch die Fenster der vielen Restaurants. Bei einem werde ich stutzig und überlege kurz – das Gesicht des Gastes kenne ich. Als der mich dann anlächelt, wird mir klar: Den kennst du doch aus München! Es ist einer der Geschäftsführer des Königinnen Café am Englischen Garten. Die Welt ist ein Dorf!