Mandalay & Umgebung
Mandalay ist eine Stadt im Zentrum von Myanmar (Birma) an einer Biegung des Irawadi-Flusses. Mit knapp 1,6 Millionen Einwohnern ist Mandalay nach Rangun die zweitgrößte Stadt des Landes.
Von 1857 bis 1885 diente Mandalay als letzte Hauptstadt des birmanischen Königreichs. Aufgrund astrologischer Berechnungen hatte Mandalay Amarapura als politisches Zentrum Birmas abgelöst. Nach der Eroberung Mandalays am 28. November 1885 und der Plünderung des Königspalastes durch britische Truppen wurde König Thibaw Min nach Indien ins Exil deportiert und die Hauptstadt nach Rangun verlegt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Mandalay bei Kämpfen zwischen der japanischen Armee und den Briten weitgehend zerstört, der Königspalast in Schutt und Asche gelegt.
Ende der 1990er-Jahre ließ die Militärregierung unter anderem auch durch den Einsatz von Zwangsarbeit die alten Königspalastanlagen wieder aufbauen.
Anreise
Die Fahrt im Nachtbus ist kalt. Wie erwartet läuft die Klimaanlage auf Hochtouren und als Begründung liefert der Fahrer die holprigen Strassenverhältnisse?! Ich denke über seine Antwort nicht weiter nach, sondern füge mich dem Schicksal und ziehe die Decke einfach noch ein Stück weiter nach oben.
Mit nur einer Stunde Verspätung kommen wir in Mandalay an (4:00 Uhr) und können unser Glück kaum fassen, dass der Nachtportier im Hotel Sahara uns schon ins Zimmer lässt, obwohl die Buchung eigentlich erst für die Folgenacht vorliegt. Vielleicht merken Sie es auch nicht. Wobei uns sogar Frühstück serviert wird.
Mingun
Der Blick in den Morgenhimmel bestätigt die Wettervorhersage: Regen und Gewitter. Der heutige Plan sieht eine Runde Innenstadt vor. Verleitet durch die schlechte Vorhersage planen wir bis kurz vor Mittag ein wenig um, nur um festzustellen, dass das Wetter doch sonnig wird. Folglich raus in die Stadt zum Hafen. Der Fußmarsch in der heißen schwülen Sonne ist beschwerlich und selbst in einer birmanesischen Sportsbar gibt es keine kühlen Softdrinks. Leider wiederholt sich in Mandalay das Müllproblem aus Yangon. Das Land erstickt im Plastikmüll, der einfach am Flussufer oder Freiflächen umherdümpelt. Die Uferpromenade ähnelt nicht, was bisher als selbiges bekannt ist. Eine nicht enden wollende Reihe von Zelten oder windigen Hüttenkonstruktionen versperrt die Sicht auf den Ayeyarwady. Auf der Suche nach dem Steg von MPRG (Bootscharter) schließen sich 2 Schweizer Päarchen an. Wenig später startet eine sehr private Tour nach Mingun mit nur 6 Gästen. Die Fahrt auf dem Schiff ist sehr entspannend, die Sonne scheint und die Rattansessel laden zum Dösen ein. Die historische Anlage in Mingun selber gilt als größter Ziegelsteinhaufen der Welt und ist definitiv die Reise wert. Schon alleine nur deswegen, dass es mal keine Pagode ist! Der Eintritt liegt bei 5000kyat und gilt für weitere Sehenswürdigkeiten. Daher unbedingt den Aufkleber behalten! Außer dem Ziegelhaufen sieht man noch die beiiden Hinterteile der bewachenden Löwen; wobei es auch ohne weiteres Elefantenärsche sein könnte. Die Gesichter sind den Statuen quasi abgefallen, ob aus Langeweile oder Schmach ist nicht überliefert. Natürlich gibt es auch eine Pagode.
Wieder zurück in Mandalay verschafft die außerplanmäßige Abfahrt nach Mingun genügend Puffer, um rechtzeitig auf den Hügel von Mandalay zu gelangen. Der Tempel ist definitiv einen Besuch zu Sonnenaufgang oder -untergang wert, denn die Aussicht ist phänomenal. Hier treffen wir auch die russische Familie aus dem Nachtbus wieder und erleben gemeinsam die freundliche Attacke der Englischklasse bestehend aus jungen Birmanesen. Prompt landen wir bei der Lehrerin im Pickup und bekommen eine Gratisfahrt vom Hügel. Anschließend lernen wir noch einiges zur Geschichte von Myanmar beim Abendessen.
Sagaing, Inwa und U Bein Brücke
Der zweite Tag beinhaltet die Fahrt auf dem Motorroller nach Sagaing, Inwa und letztlich der U Bein Brücke. Anne gibt den entscheidenden Tip: nach vorne schauen, nach hinten hören, denn alles von hinten muss auf vorne aufpassen und sich ggf. per Hupe bermerkbar machen. Dank openstreetmaps und der App Maps.me fällt die Navigation leicht. Sicher ein Bild für die Götter, wenn 2 Weiße auf einem Motorroller durch Mandalay düsen und der Beifahrer mit einem iPad hantiert. Allerdings unheimlich praktisch, wenn entlegene Tempel in Sagaing ausfindig gemacht werden müssen. Die Navigation führt sicher auch entlang des kleinsten Holperweg zum Ziel. Der Blick von den Tempeln auf den Hügeln dürfte ein Vorgeschmack auf Bagan sein. Zwischen den Bäumen ragen immer wieder goldene Stupas gen Himmel, am Horizont spannen sich beide Brücken über den Ayeyarwady und Lastkähne kämpfen sich stromaufwärts. Vor allem die Ruhe macht den Unterschied, denn kaum ein Tourist verirrt sich hier hin. In Sagaing essen wir dann für unglaubliche 2000 Kyat zwei Essen plus Coke in einem Restaurant; ziemlich sicher, dass wir hier die ersten weißen Gäste sind, bemisst man es an den staunenden – fast starrenden – Blicken der Kinder und Erwachsenen.
Nur über die alte Brücke und dann rechts befindet sich der Fähranleger. Naja, eher ein Longtail mit Dach, dass in 3 Minuten nach Inwa („Eingang zum See“) übersetzt, die verlassene Festung des brutalen Herrschers Shan-Fürst Thadominbya. Dank Verständigungsschwierigkeiten bleibt der Roller diesseits des Ufers, was sich als Fehler herausstellt. Denn die Kutschenfahrten am Bootsanleger sind der reinste Touri-Nepp! Für 10000 Kyat quält sich ein Pferd durch schlammigen Untergrund und über holprige Straßen zu insgesamt 5 Stops. Außer dem Letzten bietet keiner etwas lohnendes und die Fahrt ist in keinster Weise auch nur im entferntesten romantisch oder entspannend. Die Anlage des letzten Stops kann man entweder leicht zu Fuß vom Bootsanleger erreichen (10-15 Minuten) oder man fährt gleich mit dem eigenen Roller auf der Insel umher. Angeblich gibt es sogar einen Straßenzugang, den wir jedoch nicht gefunden haben. Der letzte Halt für heute ist die längste Teakholz Brücke U Bein, die auf keinem Reisebericht oder -führer fehlen darf. Die Streckenführung ist mal alternativ durch das Webereiviertel direkt am Fluss, immer die Brücke am Horizont in Sichtweite. Beim Näherkommen wird das Ausmaß des Menschenandrangs deutlich und würgt jedes Interesse an dieser Attraktion ab. Dabei reisen wir außerhalb der Hauptsaison und unter der Woche. Nicht auszumalen, was hier zur Hauptsaison auf einem Samstag los sein mag. Natürlich klickt die Kamera ein paar Mal und dann nichts wie weg. Schließlich ist heute Abend noch Englischkurs.
Englishklasse
Mit kurzem Zwischenstop zum Frischmachen im Hotel düsen wir zur Englischklasse. Dort werden wir bereits von neugierigen Schülern im Alter von 16-Mitte 30 erwartet, die freiwillig ihr Englisch aufbessern möchten. Wir tauschen Infos zu Heimat und Schulsystem aus und erzählen auf 2 Gruppen aufgeteilt über uns und Deutschland und was uns unterscheidet. Im Gegensatz zu Myanmar besitzt unser Land keine Bodenschätze und unser Wohlstand basiert auf Erfindergeist, hauptsächlich im Maschinenbau. Der ist nun gefährdet durch die digitale Transformation und eine faule, besitzstandswahrende Gesellschaft. Die Birmanesen hingegen sitzen auf Gold, Gas, Rubin und Jade, doch die letzte Regierung hat all das an China verkauft und sich selber bereichert – und die Bürger vergessen. Die jetzige Regierungschefin versucht diese Verträge wieder aufzulösen und die Bodenschätze zu sichern. Kein leichtes Unterfangen. Irgendwie erinnert das an Afrika … Interessant waren auch die schüchternen Antworten auf die Frage nach ihren Träumen und Wünschen. Während die einen Schauspieler oder Sänger werden möchten, träumen die anderen von ihrem eigenen Laden oder einfach Reichtum.
Beim Besuch der Mahamuni Pagode mit dem bis zur Unkenntlichkeit entstellten Buddha kommt es zu einem kleinen Eklat. Dass Frauen mitunter nicht ganz vorgelassen werden, ist bekannt. Auch das aus Respekt beim Mann die Knie bedeckt sein müssen. Als der Wachposten jedoch eine Modediskussion um mein Tuch über meinen Shorts mit mir startet, ist meine Rücksicht auf Religion am Ende. Weder rotes noch weißes Wickeltuch gewährten mir Zutritt zum Allerheiligsten. Es sollte ein männlicher Sarong sein! Ich bin nicht als bekennender Feminist bekannt, reagiere aber allergisch auf schikanierende Verarschungstaktiken. Dann geht mir der Allerheiligste am Allerwertesten vorbei, schließlich waren die Wickeltücher bis heute für jede Pagode/ Tempel ausreichend. Aus Frauenperspektive konnte man auch deutlich erkennen, wie der von Blattgold beklebte Buddha eigentlich nicht mehr zu erkennen ist. Draußen werden wir plötzlich zur Touristenattraktion, als unzählige Teenager sich mal wieder mit uns fotografieren wollten. Dabei ist es vollkommen Wurst, was, wieviel, welches Geschlecht trägt. So geht Toleranz!
Jademarkt
Der Jademarkt nicht unweit des Tempels enttäuscht. Zwar ist es interessant zu sehen, wie Jade geschliffen und bearbeitet wird, jedoch verbietet sich ein Kauf wegen unverschämten Preisen inklusive dem Grummeln im Bauch eine Nachbildung angedreht zu bekommen.
Trete mit uns in Verbindung, stelle uns Fragen oder gib uns Anregungen. Wir freuen uns darauf!