Wenn du Jordanien bereist, darf Wadi Rum auf deiner Route nicht fehlen. Diese schon fast surreale Landschaft im Süden Jordaniens – auch bekannt als „Tal des Mondes“ – ist nicht nur atemberaubend schön, sondern auch ein Ort voller Geschichte, Kultur und einzigartigen Sonnenuntergängen
Wadi Rum ist für uns einer dieser Orte, die wir für immer im Herzen tragen werden. Die Weite der roten Wüste, das Spiel von Licht und Schatten auf gewaltigen Felsformationen und zu guter letzt die Stille haben uns tief berührt. Es ist der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen, echte Gastfreundschaft zu erleben und sich in einem Meer aus Sand, Stein und Sternen zu verlieren.
Wadi Rum verspeist Zion Nat’l Park und Monument Valley zum Frühstück
Dieses riesige Areal ist natürlich Teil unserer Mietwagen-Rundreise durch Jordanien LINK. Wir erreichen Wadi Rum nach einer etwa zweistündigen Fahrt von Wadi Musa. Termine zwingen uns an Petra LINK zuerst vorbeizufahren, um im Wadi Rum an der sogenannten Train Journey 1916 teilzunehmen und später dann Petra by Night zu genießen. Die Mehrkilometer nehmen wir dafür gerne in Kauf!
Schon die letzten Kilometer vor dem Wadi Rum Besucherzentrum lassen uns ahnen, dass hier etwas Besonderes auf uns wartet. Die Felswände schimmern in warmem Rot, der Horizont scheint sich endlos zu dehnen. Nachdem wir Monument Valley oder Zion National Park in USA bereits genießen durften, so haut uns diese rote und weiße sandige Laune der Natur schlicht aus den Latschen!
Wo genau beginnt „Wadi Rum“ eigentlich?
Wadi Rum ist Teil des Jordan Pass (Infos hier in unserem Blog). Wir grübelten, wo genau jetzt das Schutzgebiet offiziell beginnt und ob, wie oft und wie weit man mit dem eigenen Auto ein- und ausfahren kann? Nun, das Besucherzentrum (google maps Link) liegt auf halber Strecke zwischen der Polizeikontrolle zum Schutzgebiet und dem Wadi Rum Village. Hier fährst du auf den Parkplatz und „entwertest“ deinen Jordan Pass – jemand drückt einen Stempel aufs Papier. Dann fährst du einfach weiter durch die Pforte. Streng genommen liegen einige der Hotels/Camps außerhalb des Schutzgebiets, doch die Einfahrt ist nach unseren Infos mehrfach möglich.
Welches Camp sollte ich wählen?
Touristenfalle „Camps“ und Jeeptouren
Zuerst hatten wir eine Reservierung beim Wadi Rum Sunset Camp. Doch nachdem diese bis zum Vorabend nicht auf unsere Anfrage zu Touren antworteten, buchten wir selber eine Jeeptour. Plötzlich kostete der Transfer pro Strecke und Person 20 JOD! Nach Storno buchten wir das Rum Oscar Luxury Camp. Sofort kam die Nachricht im Buchungssystem, welche Jeeptour wir buchen möchten und obiges Schauspiel wiederholte sich. Unser Tipp: Unterkünfte Immer mit „kostenloser Stornierung“ buchen.
Schließlich landen wir im Hasan Al Zawadeih Camp (direkt beim Hotel buchen) im äußeren Bereich des Wadi Rum. Hier gibt es die mars-typischen Zeltiglus und auch einfache, mit Teppich isolierte Hütten – leider ist bei unserer Ankunft kein Iglu mehr frei. Die Isolierung unserer Hütte funktioniert erstaunlich gut und sowohl Badezimmer als auch Schlafraum sind modern und ansprechend eingerichtet.
Hier im Camp genießen wir das üppige Frühstücks- und Abendbuffet. Nicht nur die große Auswahl an Salaten und anderen Zutaten, sondern auch der Geschmack sind eine willkommene Abwechslung im doch bisher relativ eintönigen Humus, Pita, Tomaten und Gurken-Mix.
Was ist der Unterschied zwischen einem Camp und einem Beduinenlager?
Die Camps bestehen aus Hütten und meistens auch den typischen Mars-Iglus inklusive Klimaanlage und sanitären Einrichtungen. Im Grunde ähneln sie Ferienwohnungen oder Pensionen. Wie oben erwähnt hat das Hasan Al Zawadeih unsere Erwartungen wahrlich übertroffen.
Alternativ kannst Du auch in der Wüste bei den Beduinen übernachten. Dies ähnelt eher einem Campingurlaub inklusive Klappspaten für #2 in der Wüste. Angebote hierzu findest Du zum Beispiel hier. Neben Verpflegung und Schlafplatz gehört die Jeeptour auch dazu.
Lohnt sich die Train Journey 1916 zur Geschichte von Jordanien?
Diese Referenz auf die Arabische Revolte einiger arabischer Stämme gegen das Osmanische Reich zeigt einen Angriff eben dieser Beduinen auf einen Zug. Die von 1916 bis 1918 dauernde Revolte wurde maßgeblich von der im Ersten Weltkrieg gegen das Osmanische Reich kämpfenden Ländern Frankreich, Großbritannien und Russland unterstützt.
Diese Live-Aufführung ist Teil des Jordan Pass und somit kostenlos. Allerdings ist die Umsetzung dieses geschichtsträchtigen Kampfes eher laienhaft dargestellt und dank 10-15 Platzpatronen beinahe erbärmlich. Wir vergeben das Prädikat „Gewollt, aber nicht gekonnt“ und empfehlen die knapp 60 Minuten lieber in einen guten Artikel zu diesem Ereignis zu investieren.
Wadi Rum ist ein einzigartiges Naturphänomen!
Die dramatischen Landschaften wurden über Jahrmillionen durch Wind und Wetter geformt. Sandstein und Granit türmen sich hier zu massiven Felswänden, die wie Kunstwerke wirken. Der Begriff Wadi stammt aus der arabischen Sprache und kann mit „Tal“ oder „Schlucht“ übersetzt werden. Wadis sind normalerweise trocken, außer während der Regenzeit.
Bereits in der Antike durchquerten Nabatäer diese Region. Alte Inschriften sind Zeitzeugen dieses Nomadenvolks, dass letztlich das Wunder von Petra erschuf. Weltbekannt wurde die Region jedoch erst durch T. E. Lawrence – besser bekannt als „Lawrence von Arabien“ –, der während der arabischen Revolte hier lebte und kämpfte. Seine Schilderungen machten Wadi Rum im Westen berühmt. Heute gehört das Gebiet zum UNESCO-Weltkulturerbe – und wir verstehen jetzt, warum!
Unsere zwei Nächte im Wadi Rum, Jordanien
Zuerst begeben wir uns zu unserem Camp Hasan Al Zawadeih Camp (direkt beim Hotel buchen) und legen das Gepäck ab. Eine kurze Inspektion lässt uns frohen Mutes in Richtung Schutzgebiet zu unserer Jeeptour fahren. Wie bereits oben beschrieben legen wir den Jordan Pass kurz am Besucherzentrum vor und bestaunen auf den letzten Metern gen Wadi Rum Village bereits die riesigen roten Felsformationen links und rechts der Straße.
Dann erreichen wir Wadi Rum – eine Landschaft, die wirkt, als sei sie nicht von dieser Welt. Zwei Nächte bleiben wir hier, schlafen unter einem grandiosen Sternenhimmel, fahren mit dem Jeep zu Felsbrücken, Sanddünen und in versteckte Täler. Der Sonnenuntergang taucht die Wüste in goldene Farben, die Kameltour am nächsten Morgen entschleunigt alles und lässt uns spüren, wie groß und zeitlos diese Landschaft ist.
Individuelle Jeeptour vom Wadi Rum Village
Unsere Entscheidung fällt auf die Sonnenuntergangstour. Unser Führer erwartet uns bereits am Parkplatz. Unser Glück ist sein Pech – wir bekommen eine private Tour mangels anderer Touristen. Aufgrund des Krieges im Gaza-Streifen unternehmen deutlich weniger Menschen eine Reise nach Jordanien.
Unser erster Halt erhielt den Namen durch T.E. Lawrence, auch bekannt als Lawrence von Arabien, der während des Arabischen Aufstands 1917–1918 mehrfach durch das Wadi Rum reiste und im Film Lawrence in Arabien verewigt wurde. Lawrence Spring ist eine 30 Millionen Jahre alte natürliche Wasserquelle. Damals entstanden durch tektonische Aktivitäten das Great Rift Valley und die charakteristischen Felsformationen des Wadi Rum. Über Jahrhunderte hinweg war die Quelle ein bedeutender Wasserlieferant für lokale Stämme und ihre Herden.
Die Tour führt uns auch zur „Little Bridge“. Eine natürliche Felsbrücke, die sich filigran über einen Felsen spannt. Wir klettern hinauf und brechen Gott sei Dank nicht ein. Kurz darauf stehen wir vor der „Big Bridge“. Sie wirkt wie ein monumentaler Felsbogen, kraftvoll und majestätisch. Wir passieren enge, schattige Canyons, in denen alte Petroglyphen an den Wänden Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen und in einem Beduinenzelt essen wir zu mittag.
Zum krönenden Abschluss sitzen wir Tee trinkend alleine auf einem Felsen und schauen mal wieder dem Feuerball zu, wie er den Tag beendet.
Wadi Rum ist für uns nicht nur ein Ort. Es ist ein Gefühl. Und wir nehmen es mit – in unseren Herzen, für immer.
Falls du noch laufen können möchtest, buche nur eine einstündige Kameltour
Am zweiten Tag gibt es nur die Buchung für die Train Journey 1916 (siehe oben) am Nachmittag. Nach Ausschlafen und einem guten Frühstück entscheiden wir uns für eine einstündige Kameltour. Direkt vor dem Camp liegen hierfür bereits die Kamele ikonisch vor den typischen Wadi Rum Felsen für Fotoschüsse bereit.
Du besteigst das Kamel wenn es im Sand liegt – sobald es sich aufrichtet geht es fast vorne über. Der Kameltreiber führt seine Herde mit Schnalzgeräuschen und kurzen Kommandos; zu unserer großen Verwunderung hören die Kamele nicht nur auf seine Befehle, sondern auch auf ihre Namen. Die eine Stunde rund um einen Felsen vor unserem Camp war herrlich entschleunigend und der Kameltreiber ein wunderbar unterhaltsamer Geselle. Zum Ende hin merkten wir jedoch die fehlende Dehnung für den Kamelritt und der Muskelkater erinnert uns tagsdrauf noch daran.
Bildergalerie
Trete mit uns in Verbindung, stelle uns Fragen oder gib uns Anregungen. Wir freuen uns darauf!